Thierry Pécou
Über Thierry Pécou
Thierry Pécou träumt davon, in der Auseinandersetzung mit Traditionen ‘die ganze Welt zum Klingen zu bringen’ und auf diese Weise den Ritual-Charakter der Musik wiederherzustellen. Eine Musik mit diesem geistigen Hintergrund spricht den Hörer an und nimmt ihn gefangen. (Jean-Luc Tamby)
Thierry Pécou, 1965 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren, studierte am Pariser Konversatorium Klavier sowie Orchestrierung und Komposition. Beide Studiengänge schloss er mit Auszeichnung ab. Auslandsstipendien führten ihn 1989 bis 1993 nach Kanada, 1994 bis 1995 nach Russland und von 1997 bis 1999 nach Spanien und Lateinamerika. Reisen, andere Länder und ihre Kulturen wurden zur wichtigen Inspiration für sein Schaffen.
Geprägt durch Einflüsse zeitlich und räumlich entfernter Musikkulturen, beschreitet Pécou individuelle Wege fernab der Avantgarde. Sprache und Gedankenwelt des präkolumbianischen Amerikas und der indianischen Zivilisationen regten ihn zur Komposition der Symphonie du Jaguar an, die 2003 durch das Orchestre National d’Ile de France unter Leitung von HK Gruber zur Uraufführung gelangte und große Beachtung fand. Auch die Kantate Passeurs d’eau aus dem Jahr 2004 ist von der Musik nordamerikanischer Indianer beeinflusst. Weitere Spuren anderer Kulturen wie der des antiken Griechenlands finden sich im Konzertstück Les filles du feu (für Oboe oder Klarinette und Kammerorchester von 1998). In seiner Musik hört man außerdem Anklänge an die Musik Afrikas und des alten Chinas (etwa in La Barque au rêve clair für Erhu und Orchester von 2007), nicht als folkloristische Zitate, sondern als Farben und Andeutungen.
Pécou schreibt Musik in den verschiedensten Gattungen vom Solo- bis zum Orchesterwerk, vom Klavierlied bis zum Musiktheater. Als Orchesterstücke komponierte er unter anderem Vague de pierre für das Orchestre Philharmonique de Radio France und Tremendum für das BBC Symphony Orchestra. Bei der Uraufführung von Tremendum übernahm Pécou den Solopart am Klavier, wie auch bei zahlreichen Aufführungen seiner Klavier- und Kammermusikwerke. Seine eigenen Stücke auch immer wieder selbst neu zu interpretieren, ist ein wichtiger Ansporn für den Komponisten. So gründete er 1998 das Zellig Ensemble, in dem er bis 2010 als Pianist mitwirkte. Heute ist Pécou künstlerischer Leiter des Ensemble Variances, in dem er auch als Pianist mitwirkt.
Drei Opern sind in jüngerer Zeit entstanden: Für das Théâtre du Châtelet schrieb er 2003 die Kinderoper Hop et Rats, 2008 wurde die im Auftrag des französischen Kulturministeriums komponierte Kammeroper Les Sacrifiées nach dem gleichnamigen Stück von Laurent Gaudé in Nanterre uraufgeführt und 2010 brachte die Opéra de Rouen die abendfüllende Oper L’Amour coupable nach dem Drama „La Mère coupable“ von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais erstmals auf die Bühne. Sie wurde vom Syndicat de la Critique Théâtre, Musique et Danse als Uraufführung des Jahres 2010 ausgezeichnet.
Unter den weiteren zahlreichen Preisen finden sich der Stéphane-Chapelier-Clergue-Gabriel-Marie-Preis der Sacem (1990), eine Auszeichnung des UNESCO International Rostrum of Composers für Stabat Mater (1990), der Georges-Enescu-Preis der Sacem (1993), der Pierre-Cardin-Preis der Académie des Beaux-Arts (1996), der Prix Nouveau Talent der SACD (1999), der Preis junger Komponisten der Sacem (2004) und der Preis der Fondation d‘entreprise Banque Populaire (ebenfalls 2004). Darüber hinaus wurde ihm der Große Kompositionspreis 2010 der Fondation Simone et Cino del Duca des Institut de France verliehen. 2016 erhielt er den Grand Prix der SACEM in der Kategorie Symphonik. Die Einspielung seiner Symphonie du Jaguar mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter der Leitung von Francois-Xavier Roth bei harmonia mundi erhielt zwei Preise: den Diapason d’or de l’année 2010 und den Schallplattenpreis Grand Prix de l’Académie Charles Cros.
Thierry Pécou lebt und arbeitet in Rouen.
Werkliste
Galerie
Chronologie
"Grand Prix de Composition Musicale" der Fondation Simone et Cino del Duca verliehen durch die Académie des Beaux-Arts
"Prix de la Meilleure Création Musicale 2010" für die Oper "L'Amour coupable", verliehen durch das Syndicat de la Critique Théâtre, Musique et Danse
"Grand Prix de l'Académie Charles Cros" und "Diapason d'or" für die CD-Einspielung von "Symphonie du Jaguar"
Uraufführung von "Le Visage, le Coeur" beim Festival de la Roque d'Anthéron
"Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres"