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Pēteris Vasks
Foto: Mélanie Gomez

Pēteris Vasks

Herkunftsland: Lettland
Geburtstag: 16. April 1946

Über Pēteris Vasks

Die meisten Menschen haben heute keinen Glauben, keine Liebe und keine Ideale mehr. Die geistige Dimension geht verloren. Ich will der Seele Nahrung geben. Das predige ich in meinen Werken. (Pēteris Vasks)

Pēteris Vasks wurde am 16. April 1946 im lettischen Aizpute geboren. Als Sohn eines in Lettland bekannten baptistischen Pastors erhielt Vasks zunächst Musikunterricht an der örtlichen Musikschule in Aizpute. Erste Kompositionen folgten sowie eine Ausbildung als Kontrabassist an der Emīls Dārziņš-Musikschule in Riga (1959-64). Bis 1970 besuchte Vasks die Kontrabassklasse von Vytautas Sereika am Litauischen Konservatorium in Vilnius und leistete anschließend seinen einjährigen Militärdienst in der Sowjetischen Armee. Bereits ab 1961 war er Mitglied verschiedener Sinfonie- und Kammerorchester: beim Philharmonischen Orchester von Litauen (1966 bis 1969), beim Philharmonischen Kammerorchester von Lettland (1969 bis 1970) und beim Lettischen Rundfunk- und Fernsehorchester (1971 bis 1974). Darüber hinaus studierte Vasks von 1973 bis 1978 bei Valentin Utkin Komposition an der lettischen Musikakademie in Riga. In den Folgejahren arbeitete er als Musiklehrer in Salacgrīva, Zvejniekciems und Jelgava, seit 1989 unterrichtet er Komposition an der Emīls Dārziņš-Musikschule in Riga.

Während Vasks zur Sowjetzeit auf Grund seines Glaubens und seiner künstlerischen Überzeugungen den Repressalien der russischen Kulturdoktrin ausgesetzt war, haben die Werke des lettischen Komponisten in den vergangenen Jahren große Anerkennung gefunden. Eine zentrale Rolle in Vasks Schaffen spielt die Chormusik. Seine Instrumentalwerke werden weltweit von namhaften Künstlern aufgeführt und sehr häufig vertanzt.

Vasks' Kompositionen greifen archaisch-folkloristische Elemente der lettischen Musik auf und setzen sie in eine spannungsreiche Beziehung zur zeitgenössischen Musiksprache. Oft tragen die Werke programmatische Titel, die sich auf Naturvorgänge beziehen. Dabei geht es Vasks nicht um rein poetische Lobpreisung der Natur oder eine plakative Landschaftsmalerei. Die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Natur und Mensch, die Schönheit des Lebens einerseits, aber auch die drohende ökologische und moralische Zerstörung der Welt sind die Themen, die Vasks in seinen Werken mit musikalischen Mitteln aufgreift. Vielfach zeigen sich Bezüge zur eigenen Biographie und der jüngsten leidvollen Geschichte des lettischen Volkes. Bereits als Zehnjähriger schrieb Vasks ein freiheitskämpferisches Chorlied als Reaktion auf die Leiden der Menschen, die über Nacht aus ihren Häusern vertrieben und in Straflager verschleppt wurden. 
Die 1977 entstandene Musik für wegziehende Vögel für Bläserquintett versteht sich als sehnsuchtsvolle Hoffnung auf eine von den Besatzern bis dato nicht gewehrte Reisefreiheit, während die Musica dolorosa für Streicher aus dem Jahr 1983 eine sehr persönliche Totenklage auf den Verlust der eigenen Schwester beschreibt. Mit Musica adventus (1996), Musica appasionata (2002) und Musica serena (2015) komponierte Vasks weitere Streichorchesterstücke, die zusammen mit Musica dolorosa eine Werkereihe bilden.

Auch die drei Symphonien – 1. Symphonie für Streicher („Stimmen“, 1991), die 2. Symphonie (1998/99) für großes Orchester und 3. Symphonie (2005) für großes Orchester – versteht Vasks als Spiegel der jüngsten politischen Ereignisse in den baltischen Staaten und deren Auswirkungen auf Umwelt und Mensch. Schroffen, zerfahrenen Cluster- und Aleatorikklängen, die Bedrohung und Zerstörung symbolisieren, werden zarte Vogelrufimitationen der Bläser, volksliedhaft einfache Melodien – oft eingebettet in eine Moll-lastige Harmonik – sowie mystisch flirrende Streicherflächen entgegen gestellt. 
Solokonzerte für Streicher und Kompositionen für Streichorchester und -Ensemble haben sich in den vergangenen Jahren zu seinen bevorzugten Gattungen entwickelt. Dabei arbeitet Vasks immer wieder mit renommierten Solisten zusammen. Auch in dem 1997 durch Gidon Kremer aufgeführten Violinkonzert Fernes Licht fehlt nie der Hinweis auf die Möglichkeit einer guten, „idealen Welt“ – ein Hauch musikalisch akzentuierter Hoffnung, der mitunter verheißungsvoll raumgreifende Dimensionen annimmt. 2006 wirdmete er Kremer auch sein Stück Einsamer Engel ("Meditation"), in der Vasks seine Vision eines Engels verarbeitet, der voller Sorge, aber gleichzeitig auch hoffnungsvoll auf die Welt herabschaut. Ein scheinbar unendlicher Melodiebogen der Solovioline wird von flirrenden Klangflächen des Streichorchesters getragen. Wie auch das Cellokonzert Klātbūtne ("Presence"). das Vasks 2012 für Sol Gabetta komponiert hat, erlebt es weltweit zahlreiche Aufführungen. Es folgten das Concerto per viola ed orchestra d'archi (2016) sowie das Konzert für Oboe und Orchester (2019) für Albrecht Mayer. 25 Jahre nach Fernes Licht komponierte Vasks sein zweites Violinkonzert Vakara gaismā ("Im Abendlicht"), das 2022 von Hugo Ticciati und O/Modernt in Stockholm uraufgeführt wurde. Das Abendlicht steht hier als Metapher für den Lebensabend des Menschen. 


Wie seine Instrumentalmusik trägt auch sein Vokalschaffen erzählerische Züge. Es vermittelt Botschaften und mahnt zum Widerstand gegen die Unmenschlichkeit dieser Welt. Zemgale (1989) für gemischten Chor, ein dramatisches Gedicht, bezieht sich auf das gleichnamige Gebiet in Lettland, das ein Symbol für die Verschleppung lettischer Bürger wurde. Auch in Litene (1993) für gemischten Chor setzt sich Vasks mit der Zeit der sowjetischen Fremdherrschaft auseinander. Die Chorballade erinnert an die Ermordung lettischer Offiziere nach dem Einmarsch der Roten Armee im Jahre 1941: Extreme Hoch- und Tieflagen in den Stimmen vertonen Unruhe, Schrecken und Schreie. Heute zählen vor allem Pater noster (2000), Missa (2000), Prayer "Lord, open our eyes" (2012), The Fruit of Silence (2014) und Da Pacem, Domine (2016) zu seinen erfolgreichsten Stücken für gemischten Chor und Streichorchester.

1996 wurde Vasks zum Main Composer des Stockholmer Festivals für neue Musik ernannt. Im selben Jahr erhielt er den Herder-Preis der Alfred Toepfer Stiftung sowie den Baltischen Assemblee Preis. Bereits dreimal wurde Vasks mit dem Großen Musikpreis Lettlands ausgezeichnet: 1993 für Litene, 1998 für Fernes Licht und 2000 für die 2. Symphonie. Seit 1994 ist Vasks Ehrenmitglied der Lettischen Akademie der Wissenschaften, seit 2001 Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie in Stockholm. 2002 wurde Vasks zum Ehrensenator der lettischen Kulturakademie Riga ernannt. 2005 erhielt die Einspielung des Violinkonzerts Fernes Licht und der 2. Symphonie den Cannes Classical Award. Für sein 6. Streichquartett erhielt Vasks 2021 den Großen Lettischen Musikpreis. Als Composer in Residence war er bei den britischen Festivals Presteigne (2006) und Vale of Glamorgan (2006, 2016), dem Usedomer Musikfestival (2010), dem Zürcher Kammerorchester (2011/12) sowie dem Canberra Music Festival (2012). 2016 erhielt Vasks den Staatlichen Kulturpreis der Republik Lettland und wurde 2019 mit dem Ehrendiplom des lettischen Staatspräsidenten ausgezeichnet. 2022 wurde ihm der Preis der Europäischen Kirchenmusik im Rahmen des gleichnamigen Festivals der Stadt Schwäbisch Gmünd verliehen. Beim Label Wergo ist 2010 eine Gesamteinspielung des bereits 1980 begonnenen und 2009 vollendeten Klavierzyklus "Die Jahreszeiten" erschienen.  

 

Werkliste

Chronologie

1946
Geboren am 16. April in Aizpute (Lettland) als Sohn eines baptistischen Pastors
1953-59
Besuch der Schule in Aizpute
1954
Erstes Klavier- und Violinspiel an der örtlichen Musikschule; erste Kompositionen
1959-64
Kontrabass-Ausbildung an der Emīls Dārziņš-Musikschule in Riga
1963-66
Kontrabass-Ausbildung an der Lettischen Nationalen Oper in Riga
1964-70
Kontrabass-Studium an der Litauischen Musik-Akademie in Wilna bei Professor Sereika; lernt Musik der polnischen Avantgarde kennen
1966-69
Kontrabassist im Litauischen Philharmonischen Orchester
1969-70
Kontrabassist im Lettischen Philharmonischen Kammerorchester
1970-71
Militärdienst in der Sowjetischen Armee
1971
Ehe mit Vija Bekere
1971
Geburt des Sohnes Matiss
1971-74
Kontrabassist im Symphonieorchester des Lettischen Rundfunks in Riga
1972
Geburt der Tochter Laura
1973-78
Kompositionsstudium an der Lettischen Musikakademie Riga bei Valentin Utkin
1977
"Musik für wegziehende Vögel" für Bläserquintett; "1. Streichquartett"; "In memoriam" für zwei Klaviere
1977
Geburt der Tochter Madara
1978
"Das Buch" für Violoncello solo; "Concerto vocale" für gemischten Chor
1979
"Cantabile" für Streicher
1979
Geburt der Tochter Gundega
1982
"Botschaft" für Streicher, Schlaginstrumente und zwei Klaviere; "Für einen verstorbenen Freund" für Bläserquintett
1982
Geburt des Sohnes Paulis
1983
"Musica dolorosa" für Streicher
1984
"2. Streichquartett"
1985-88
Musiklehrer in Zvejniekciems und Salacgrīva (Lettland)
1985
"Episodi e Canto perpetuo" für Klaviertrio
1986
"Lauda" für Orchester
1988
"Musica seria" für Orgel; Musiklehrer in Jelgava (Lettland)
1989
Kompositionslehrer an der Em. Dārziņa-Musikschule in Riga; erste Reise nach Westeuropa (Deutschland, Schweden)
1990
"Konzert" für Englischhorn und Orchester; Preisträger "Jana Ivanova"
1991
Barrikaden in Riga, Lettland erhält seine Unabhängigkeit
1991
Symphonie "Stimmen" für Streicher; "Te Deum" für Orgel
1992
"Fantasia – Landschaften der ausgebrannten Erde" für Klavier
1993
"Litene" für gemischten Chor; Großer Musikpreis Lettlands für "Litene"
1994
"Konzert" für Violoncello und Orchester
1994
Ehrenmitglied der Lettischen Akademie der Wissenschaften
1995
"Three Poems by Czesław Milosz"
1996
"3. Streichquartett"; "Dona nobis pacem"
1996
Herder-Preis der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Hamburg; Baltischer Assemblee Preis für das Cellokonzert
1997
Konzert für Violine und Streichorchester "Fernes Licht"
1998
Großer Musikpreis Lettlands für das Konzert für Violine und Streichorchester "Fernes Licht"
1999
"2. Symphonie"
2000
"4. Streichquartett"; "Missa" für gemischten Chor; Großer Musikpreis Lettlands für die "2. Symphonie"; Eheschließung mit Dzintra Geka
2001
"Quartett" für Violine, Viola, Violoncello und Klavier; "Viatore" für Streichorchester
2001
Mitglied der Königlich Schwedischen Musik-Akademie
2002
"Musica appassionata" für Streichorchester; "Plainscapes" für gemischten Chor, Violine und Violoncello
2002
Ehrensenator der lettischen Kulturakademie Riga
2003
"Bass Trip" für Kontrabass
2004
"5. Streichquartett"
2005
"Canto di forza" für 12 Violoncelli; "3. Symphonie"
2006
"Einsamer Engel" für Violine und Streichorchester
2007
"Sala" für Orchester
2009
"Konzert" für Flöte und Orchester; "Vox amoris" für Violine und Streicher; Vollendung des Klavierzyklus "Die Jahreszeiten"
2010
"Credo" für Orchester
2011
"Epifania" für Streichorchester
2012
Konzert für Violoncello und Streichorchester "Klātbūtne"
2013
"Liebeslieder" für gemischten Chor
2014
"The Fruit of Silence" für gemischten Chor
2015
"Musica serena" per orchestra d‘archi
2016
Staatlicher Kulturpreis der Republik Lettland
2016
"Concerto" für Viola und Streichorchester
2016
"Da pacem, Domine" für gemischten Chor und Streichorchester
2016
"Laudate dominum" für Chor und großes Orchester
2018
"Konzert für Oboe und Orchester"
2019
Ehrendiplom des lettischen Staatspräsidenten
2019
"Veni domine" für gemischten Chor und Orgel
2019
"Hymnus" für Orgel
2021
Preis des Istanbul Music Festival für das Lebenswerk
2021
Großer Musikpreis Lettland für das 6. Streichquartett
2022

Preis der Europäischen Kirchenmusik

2022

Opus Klassik "Komponist des Jahres"

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