Joaquín Rodrigo
Über Joaquín Rodrigo
Spanischer Tanz, spanische Dichtung, Kompositionsformen älterer spanischer Komponisten: all das findet seinen Platz in Rodrigos Werk. Und – bei aller Popularität des Concierto de Aranjuez – das Beste dieses Lebenswerks ist immer noch unentdeckt… (Martin Anderson, The Independent)
Joaquín Rodrigo wurde am 22. November 1901 in Sagunto in der Provinz Valencia geboren. Im Alter von drei Jahren erblindete er fast vollständig, erhielt aber dennoch früh ersten Violin- und Klavierunterricht, so dass er schon als Kind eine besondere Beziehung zur Musik entwickelte. Nach Harmonielehre- und Kompositionsstudien bei Francisco Antich in Valencia (1917 bis 1922) ging Rodrigo 1927 nach Paris, wo er fünf Jahre an der École Normale de Musique bei Paul Dukas Komposition und Orchestrierung studierte. Er fand Zugang zu den Musikerkreisen um Maurice Ravel, Arthur Honegger und Manuel de Falla und machte sich einen Namen als Pianist und Dirigent. Nach einem kurzen Aufenthalt in Madrid (1933/34) kehrte er nach Paris zurück und belegte 1935 Kurse bei Maurice Emmanuel am Conservatoire in Musikgeschichte und bei André Pirro an der Sorbonne in Musikwissenschaft. Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs zwang Rodrigo und seine Frau, die türkische Pianistin Victoria Kamhi, die Wahlheimat Frankreich zu verlassen. 1939 kehrte das Ehepaar über Deutschland, die Schweiz und Österreich nach Spanien zurück. Die Uraufführung des Concierto de Aranjuez 1940 in Barcelona begründete Rodrigos internationalen Ruhm. Neben seiner Kompositionstätigkeit und Konzertreisen als Pianist war Rodrigo mehrere Jahre Leiter der Musikabteilung beim Radio Nacional de España, Musikkritiker führender spanischer Zeitungen sowie leitender Mitarbeiter der Abteilung für Kunst der spanischen Blindenorganisation (ONCE). 1947 übernahm er den Manuel-de-Falla-Lehrstuhl an der Universidad Central de Madrid. Rodrigo starb am 6. Juli 1999 in Madrid.
Das 1939 komponierte Concierto de Aranjuez für Gitarre und Orchester gehört zu den populärsten und meist aufgeführten Werken des 20. Jahrhunderts. Es entstand auf Anregung des Gitarristen Regino Sainz de la Maza und wurde vom Philharmonischen Orchester Barcelonas unter César Mendoza Lasalle uraufgeführt. Darin verknüpft Rodrigo in exemplarischer Weise die spanische Gitarrentradition – nicht zuletzt des Flamenco – mit impressionistischer Klangvielfalt und neoklassizistischen Formen. Auch wenn sich in dem Meisterwerk keine konkrete Lautmalerei findet, ist seine Atmosphäre doch voller Assoziationen an die barocken Schlossgärten von Aranjuez mit ihrem Magnolienduft, dem Vogelgezwitscher, den plätschernden Brunnen.
Rodrigos Frühwerke sind von impressionistischer Harmonik, den rhythmischen Strukturen Strawinskys und de Fallas sowie polytonaler Techniken der Groupe des Six um Honneger und Milhaud geprägt. Ab den 1940er Jahren fand der Komponist zusehends zu einem völlig eigenständigen Personalstil, der durch Rodrigos Beschäftigung mit spanischer Renaissance- und Barockmusik immer neue Impulse erhielt. Neben zahlreichen Instrumental-, Chor-, und Vokalwerken wie der Sonada de adiós ("Hommage an Paul Dukas“, 1935), den Ausencias de Dulcinea für Bass, 4 Soprane und Orchester (nach Cervantes, 1948) oder den Dos danzas españolas für Orchester (1969) komponierte Rodrigo zahlreiche Lieder, geistliche Kompositionen sowie Ballett- und Filmmusik. Zusammen mit dem Concierto de Aranjuez entstanden allein elf Solokonzerte für diverse Instrumente: Gitarre, Violine, Klavier, Harfe und Violoncello. Mit gleich vier Solisten wartet das Concierto andaluz auf, das Rodrigo 1967 im Auftrag des Gitarrenquartetts Los Romeros schrieb.
1942 erhielt Rodrigo den spanischen Premio Nacional de Música für das Concierto heroico, 1982 dann für sein Gesamtwerk. Der Komponist war Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando (ab 1950) sowie der belgischen Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts (ab 1978). 1992 wurde er vom spanischen König Juan Carlos mit dem Ehrentitel Marqués de los jardines de Aranjuez geadelt. Er ist Träger des Cruz de Alfonso X el Sabio (1953), des Cran Cruz del Mérito Civil (1966) und des Premio Príncipe de Asturias de las Artes (1996). Rodrigo war Ehrendoktor zahlreicher Universitäten und wurde 1998 zum französischen Commandeur des Arts et des Lettres ernannt.
Weitere Informationen auch unter www.joaquin-rodrigo.com
Werkliste
Chronologie
Erhält Ratschläge von Enrique Gomá und Eduardo López Chávarri
Freundet sich mit der Pianistin Victoria Kamhi an (einer talentierten Lehrerin am Pariser Konservatorium sowie Schülerin von Georges Lalewitz in Wien und von Lazare Lévy und Ricardo Viñes in Paris)
Gewinnt ersten Preis des Círculo de Bellas Artes in Valencia für seine Sinfonische Dichtung "Per la flor di lliri blau"
Erhält das Conde-de-Cartagena-Stipendium für weitere Studien in Paris: Musikgeschichte und Musikwissenschaft bei Maurice-Emmanuel am staatlichen Konservatorium und bei André Pirro an der Sorbonne
Komponiert die "Sonada de adiós" (Homenaje a Paul Dukas) für Klavier zu dessen Gedenken
Lässt sich endgültig in Madrid nieder Leiter der Abteilung für Kunst und Propaganda der nationalen Blindenorganisation Spaniens ONCE
Mitarbeiter in der Musikredaktion des staatlichen spanischen Rundfunks
Beginnt, als Musikkritiker zu arbeiten
Tod seines Vaters Vicente Rodrigo Peirats
Welturaufführung des "Concierto de Aranjuez" für Gitarre und Orchester in Barcelona durch Regino Sainz de la Maza und dem Philharmonischen Orchester von Barcelona unter der Leitung von César Mendoza Lasalle am 9.11.
Musikkritiker der Tageszeitung Pueblo, in den darauffolgenden Jahren von den Zeitungen Marca und Madrid
Ehrenbürger von Sagunto
Ehrenmitglied der musikalischen Gesellschaft Sociedad Musical Lira Saguntina
Enthüllung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Sagunto
Heirat seiner Tochter Cecilia mit dem Violinisten Agustín León Ara am 6. April
Unterrichtet Musikgeschichte an der Universität Salamanca
Goldene Arbeitsverdienstmedaille
Vorsitzender der Jury beim Internationalen Gitarrenwettbewerb in Lüttich
Mitglied der Société Européenne de Culture
Schaffung des Joaquín Rodrigo-Kompositionspreises in Sagunto
Premio Popular der Tageszeitung Pueblo
Ehrenpräsident der musikalischen Gesellschaft Sociedad Musical Lira Saguntina
Präsident des nationalen spanischen Ausschusses des Internationalen Musikrats, der der UNESCO angehört
Ehrendoktortitel der University of South Carolina
Direktor der königlichen Akademie der Künste von San Fernando, Madrid
Ehrenrat der spanischen Autoren- und Verlegergesellschaft SGAE
Ehrendoktortitel der Universität Alicante Ehrendoktortitel der Universität Madrid
Medaille für künstlerische Verdienste der Stadt Madrid, die einen Platz am Auditorio Nacional de Música nach ihm benennt
Goldmedaille von Madrid
Die Musikhochschule von Valencia benennt sich nach Joaquín Rodrigo
Erhält von König Juan Carlos den Adelstitel eines Marqués de los Jardines de Aranjuez
Premio Fundacíon Guerrero de Música Española Silbernes Siegel von Valencia
Ehrenmitglied der königlichen Akademie für valencianische Kultur
Goldmedaille von Aranjuez für das Ehepaar Rodrigo
Ehrenmitglied des Gitarrenverbands von Florenz
Berufsausbildungspreis, verliehen durch das Preisgericht des Weltrats für Berufsausbildung in Valencia
Der Rotary Club von Valencia stiftet dem Palau de la Música (Konzerthalle) von Valencia eine von Vicente Ferrán geschaffene Büste
Goldmedaille der königlichen Musikhochschule von Madrid, die einen Hörsaal nach ihm benennt
Premio Ondas der klassischen Musik für sein Gesamtwerk
Die Aula der philosophischen und literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Madrid und die Konzerthalle des Kulturzentrums Isabel de Farnesio de Aranjuez werden nach Joaquín Rodrigo benannt
"Prinz von Asturien"-Preis
Der Verlag Schott Musik International gibt anläßlich des 95. Geburtstages von Joaquín Rodrigo eine Gedenkmedaille heraus
"Stern" der autonomen Region Madrid
Großkreuz des Ordens Civil de la Solidaridad Social
Konzerte und Ehrungen zu seinem 95. Geburtstag
Ernennung zum "Commandeur dans l'Ordre des Arts et des Lettres"
Goldmedaille der Stadt Sagunto Geburt seines ersten Großenkels Santiago am 2. Oktober
Tod seiner Frau Viktoria Kamhi am 21. Juli
Preis für hervorragende Leistungen im Bereich Komposition klassischer Musik durch SGAE und AIE
Verleihung der Ehrenmedaille durch die UIMP, Internaitonal University Menéndez Pelayo, Santander
Goldmedaille des Festivals von Granada
Tod von Joaquín Rodrigo am 6. Juli in Madrid. Joaquín Rodrigo liegt in der Familiengruft auf dem Friedhof von Aranjuez begraben