György Ligeti
Über György Ligeti
Zu Farbe, Form und Konsistenz assoziiere ich fast immer Klänge, wie auch umgekehrt zu jeder akustischen Sensation Form, Farbe und materielle Beschaffenheit. Sogar abstrakte Begriffe wie Quantitäten, Beziehungen, Zusammenhänge und Vorgänge erscheinen mir versinnlicht und haben ihren Platz in einem imaginären Raum. (György Ligeti)
György Ligeti wurde am 28.5.1923 als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern in Dicsőszentmárton (heute Târnǎveni, Siebenbürgen/Rumänien) geboren. Von 1941 bis 1943 studierte er bei Ferenc Farkas am Konservatorium in Klausenburg, von 1945 bis 1949 an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest bei Sándor Veress, Pál Járdányi und Lajos Bárdos. Nach der Niederschlagung des Aufstandes in seiner Heimat verließ er im Dezember 1956 Ungarn aus politischen wie künstlerischen Gründen.
Während der Zeit als freier Mitarbeiter im Studio für elektronische Musik des WDR Köln (1957 bis 1958) setzte er sich intensiv mit der Musik von Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel und Pierre Boulez auseinander. In den 1960er Jahren wirkte Ligeti als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und als Gastprofessor an der Stockholmer Musikhochschule. 1969 bis 1970 war er Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin, 1972 Composer in Residence an der Stanford University in Kalifornien. Ein Jahr später wurde er als Professor für Komposition an die Hamburger Musikhochschule berufen. Als Hochschullehrer (bis 1989) und als Komponist prägte Ligeti maßgeblich die internationale zeitgenössische Musik und wurde zum musikästhetischen Bezugspunkt einer ganzen Generation. Er starb am 12. Juni 2006 in Wien.
In Fachkreisen hatte Ligeti bereits mit seiner im Kölner Tonstudio realisierten elektronischen Komposition Artikulation (1958) für großes Aufsehen erregt. Mit den Orchesterwerken Apparitions (1958-59) und Atmosphères (1961) wurde er in der internationalen Musikwelt schlagartig bekannt. Ansätze zur Mikropolyphonie zeigen sich bereits in den noch in Ungarn komponierten Stücken, etwa den a cappella-Chorwerken Éjszaka und Reggel. Mit den Werken der späten 1950er und 1960er Jahre wird das Konzept einer extrem verdichteten Stimmverflechtung zunehmend statischen Klangraumkompositionen gegenüber gestellt. Mit verblüffender Wirkung: Ein Höchstmaß an Bewegung der Stimmen mündet in eine in der Hörwahrnehmung räumlich „stehende“ Musik. In den 1980er und 1990er Jahren stehen komplexe polyrhythmische Kompositionstechniken im Fokus der Werke Ligetis. An den Etudes pour piano, die in einer Folge von drei Heften erschienen und einen Kompositionszeitraum von 1985 bis 2001 abdecken, lässt sich diese Entwicklung anschaulich nachvollziehen. In den gleichen Zeitraum fällt die Arbeit an den Solokonzerten für Klavier und Orchester (1985-88) und Violine und Orchester (1990/92). Beide Werke gingen – ebenso wie das Hamburgische Konzert für Horn und Kammerorchester (1998/99) – ins Standardrepertoire vieler Solisten ein.
Ligetis abendfüllendes Bühnenwerk Le Grand Macabre entstand zwischen 1974 und 1977 (Neufassung 1996) nach einer Fabel von Michel de Ghelderode. Die Persiflage auf das Jüngste Gericht im imaginären "Breughelland“ gerät zu einer absurden Schau der allzu menschlichen Bedürfnisse seiner Einwohner. Auch musikalisch arbeitet Ligeti mit den Mitteln der Parodie: von akrobatischem Belcanto über komplexe Reihenstrukturen bis zu groteskem Sprechgesang.
Neben den Mitgliedschaften in der Freien Akademie der Künste in Hamburg und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München wurde Ligeti mit zahlreichen Preisen geehrt. Stellvertretend seien genannt: Commandeur dans l'Ordre National des Arts et Lettres, Prix de composition musicale de la Fondation Prince Pierre de Monaco (beide 1988), Musikpreis der Balzan-Stiftung (1991), Ernst von Siemens Musikpreis (1993), UNESCO-IMC-Musikpreis (1996) sowie die Ehrenmitgliedschaft der Rumänischen Akademie (1997) und die Ernennung zum Associé étranger der Académie des Beaux Arts (1998). Zudem wurde Ligeti mit dem Sibelius-Preis der Jenny und Antti Wihuri-Stiftung ausgezeichnet (2000), dem Kyoto-Preis für Kunst und Wissenschaft (2001), der Medaille für Kunst und Wissenschaft des Senats der Stadt Hamburg (2003), dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt (2003) und dem Polar-Musikpreis der Königlich Schwedischen Musikakademie Stockholm (2004).
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